Das Vorspiel

Eine Musiklehrerin bedrängt mit ihrer Art zwei Jugendliche. Nina Hoss überzeugt als Mutter, die an ihrem Ehrgeiz und einer gewissen Selbstüberschätzung zu scheitern droht

Mit einer eigenen musikalischen Karriere hat es für die Violinistin Anna (Nina Hoss) nicht gereicht: Im entscheidenden Moment waren die Nerven zu groß, das Spiel misslang, die Chance vertan. Doch inzwischen hat sie sich eine in jederlei Hinsicht funktionierende, bürgerliche Existenz aufgebaut. Ihren Mann Philippe (Simon Abkarian) – der im eigenen kleinen Geschäft Musikinstrumente restauriert – liebt sie über alles, der gemeinsame Sohn Jonas (Serafin Mishiev) ist leidlich wohl geraten, spielt sowohl Eishockey als auch Geige und zeigt kaum Anzeichen der Pubertät. Mit Alexander (Ilja Monti) bekommt Anna einen neuen Schüler, ein junges Talent, wie vor allem sie, im Gegensatz zu vielen Kollegen findet. Voller Elan beginnt sie mit dem Unterricht, versucht Alexander zu formen, ihn zu dem zu machen, was sie nie war. Immer intensiver, immer exzessiver wird der Unterricht, was bald vielfältige Konsequenzen nach sich zieht...

Viele Bälle wirft Ina Weisse im Nachfolger ihres Debüts „Der Architekt“ in die Luft, zudem sie zusammen mit Daphne Charizani auch das Drehbuch geschrieben hat. Durch das Bemühen weniger konkret, als über Andeutungen zu erzählen, bleibt manches Element allzu vage, Annas wenig motivierte Affäre zu ihrem Kollegen etwa. Doch vor allem das zunehmend intensive Spiel von Nina Hoss lässt darüber hinwegsehen: So ausgeglichen und souverän sie ihre Figur zu Beginn noch wirken lässt, so fahrig, unkonzentriert und launisch wird Anna mit dem näher rückenden Vorspiel. Wie die Lebenslügen Annas aufbrechen, ihr unfreiwilliger Verzicht auf eine Karriere als Musikerin, vor allem aber die nie eingestandene Hoffnung, dass ihr Sohn nun diese Rolle einnimmt, inszeniert Ina Weisse als intensives Drama, an dessen Ende sie sogar ein Maß an Ambivalenz wagt, wie es im deutschen Kino selten ist.


Deutschland 2019
Regie: Ina Weisse
Buch: Ina Weisse & Daphne Charizani
Darsteller: Nina Hoss, Simon Abkarian, Jens Albinus, Ilja Monti, Serafin Mishiev, Sophie Rois, Winnie Böwe. William Coleman
90 Minuten
ab 12 Jahren

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Trailer DAS VORSPIEL