Ein verborgenes Leben


Terrence Malicks dreistündiges Epos über einen österreichischen Kriegsverweigerer. Visuell überwältigender, philosophisch komplexer Film über Glaube, Zweifel und das eigene Gewissen.

„Wir schwebten über den Wolken“ sagt August Diehl als Jägerstätter ganz zu Beginn des Films, wenn er in einer der typischen inneren Monologe Terrence Malicks, das Glück beschreibt, das er zusammen mit seiner Frau Fani (Valerie Pachner) und den gemeinsamen Kindern Anfang der 1940er Jahre lebt. Hoch in der Österreichischen Bergen, im kleinen Ort St. Radegund lebt das Paar ein geradezu paradiesisches Leben. Doch wie jeder Österreicher wird auch er einberufen, verweigert den Eid und wird zunächst nach Hause geschickt. Doch jedes Mal, wenn der Postbote klingend am Haus vorbeifährt, stockt Franz der Atem - und bald kommt tatsächlich der gefürchtete Brief. Der Krieg geht weiter, Franz muss wieder in die Kaserne nach Enns und steht vor einer folgenschweren Entscheidung...

Bis weit nach Ende des Zweiten Weltkriegs war die Geschichte, war das Schicksal von Franz Jägerstätter praktisch unbekannt. Erst in den 60ern erschien das erste Buch über den Österreicher, der sich weigerte als Soldat einen Eid auf Adolf Hitler zu schwören und dafür 1943 wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Im Laufe der Jahre wuchs der Ruf Jägerstätters, Filme wurden über ihn gedreht, er inspirierte unter anderem Daniel Ellsberg zum Protest gegen den Vietnamkrieg und der Veröffentlichung der Pentagon Papers und wurde 2007 selig gesprochen. Auch wenn „Ein verborgenes Leben“ in ferner Vergangenheit spielt, ist es doch auch ein Film über das Heute. Malick mag stets ein Regisseur gewesen sein, der mit filmischen Mitteln nach Transzendenz suchte, er war aber auch immer ein politischer Regisseur. Bedenkt man, in welcher Zeit dieser Film entstanden ist, in welchem Zustand sich gerade Amerika, aber auch viele andere Staaten der Welt befinden, ist es naheliegend, ihn auch auf die Gegenwart zu beziehen. Sich massenhaftem Widerstand anzuschließen ist leicht, dem eigenen Gewissen treu zu bleiben, schon viel schwieriger. Davon erzählt Terrence Malick in „Ein verborgenes Leben“, einem stilistisch und intellektuell überwältigenden Film.

USA 2019
Regie & Regie: Terrence Malick
Darsteller: August Diehl, Valerie Pachner, Bruno Ganz, Karl Markovics, Alexander Fehling, Franz Rogowski, Martin Wuttke, Ulrich Matthes, Michael Nyqvist, Matthias Schonaerts, Tobias Moretti, Sophie Rois
173 Minuten

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Trailer EIN VERBORGENES LEBEN