Die perfekte Kandidatin

Eine mutige Ärztin engaiert sich in Saudi-Arabien politisch. Auch wenn es im Grunde um Frauenrechte und kulturelle Freiheit geht, beweist Haifaa Al-Mansouri, wie man ein anspruchsvolles Thema durchaus unterhaltsam verhandeln kann.

Als Ärztin ist Maryam einiges gewöhnt, sowohl von Patienten als auch von Kollegen. Bei den erzkonservativen Männern, die ihr begegnen, nützt ihr auch der Niqab nichts, der ihr Gesicht verhüllt und nur die Augen freilässt. Als Kandidatin darf sie sich nicht einmal mit ihren potentiellen männlichen Wählern im selben Raum aufhalten. Mit all diesen Restriktionen hat Maryam zu leben gelernt, aber was sie wirklich wütend macht, ist weder die weitgehende Rechtlosigkeit der Frauen oder die fehlende Anerkennung, sondern es ist der miese Zustand der Straße vor dem Krankenhaus. Nur deshalb tritt sie, eigentlich unbeabsichtigt, als eher stille, zurückhaltende Frau, aber schnell mutiger und offensiver werdend, den Weg in die Öffentlichkeit an, angefeindet von Männern und misstrauisch beäugt von Frauen. Sie ist alles andere als eine perfekte Kandidatin...

Nach dem flotten Drehbuch von Haifaa al Mansour und Brad Niemann entstand ein Film, der als Komödie ebenso gut funktioniert wie als Emanzipationsdrama oder als Kaleidoskop des verborgenen Frauenlebens im Islam – eine exotisch wirkende Welt voller Verbote und Regeln. Männer und Frauen arbeiten zwar zusammen, feiern aber getrennt. Mit großer Leichtigkeit spielt Mila Al Zahrani die Hauptrolle als meist sehr beherrschte und gelegentlich erfreulich biestige Ärztin, die sich durchzusetzen weiß. Doch sie ist auch eine liebevolle Schwester und Tochter, auch wenn sie ab und zu ein bisschen hochnäsig wirkt. Ihr Vater ist für arabische Verhältnisse vermutlich extrem verständnisvoll. Wie die Autoren das innerfamiliäre Spannungsverhältnis zeigen, beweist viel emotionales Einfühlungsvermögen. So ganz nebenbei nähert sich Maryam, die sich für den Beruf ihres Vaters zu schämen scheint, ihm wieder an. Am Ende zeigt sie sich sogar von ihrer sensiblen Seite. Und das ist dann wirklich ein bisschen ergreifend.

Saudi-Arabien, Deutschland 2019
Regie: Haifaa Al-Mansour
Darsteller: Nora Al Awadh, Dae Al Hilali, Mila Al Zahrani
105 Minuten
ohne Alterseschränkung

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